LANGE NACHT DER PHILOSOPHIE am Donnerstag, 16. November, 20:30 – 22:00, online via Zoom
„Wie oben, so unten, wie innen, so außen, wie das Universum, so die Seele….“
– Kybalion, Hermes Trismegistos
Im „Integral Art Lab: WÜRDE mit Kunstwerken von Martina Höss“ erinnern wir durch Kontemplation, Dialog und geteilte Präsenz an die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Würde“ und laden zu einer inwendigen Erfahrung und Erinnerung der natürlichen Verbundenheit ein, um aus den generierten neuen Einsichten, Erkenntnissen und Inspirationen unser Miteinander aktualisieren zu lernen.
In diesem „Integral Art Lab: WÜRDE mit Kunstwerken von Martina Höss“ widmen wir uns der ursprünglichen Bedeutung des Wortes “ Würde“. Im ersten Teil kontemplieren die Bedeutung dieses Wortes, heben die Wahrnehmungen ins Bewußtsein und erlauben uns, die neuen Informationen zum Ausdruck zu bringen. Im zweiten Teil wählen wir aus der virtuellen Bildergalerie zu diesem Thema ein Bild aus, mit dem es eine spürbare Resonanz gibt. Eine Vertiefung mit diesem Werk offenbart durch ein Journaling neue Informationen, die durch den Dialog bewusst werden. Im Teilen und Lauschen, im Geben und Nehmen, sind wir Teil eines kreativen Prozesses, aus dem Neues entsteht und aus dem sich individuelles und kollektives Bewußtsein weiterentwickelt.
Das Integral Art Lab (IAL) versteht sich als Forschungsraum an dieser Schnittstelle von Wahrnehmung, Bewusstsein und Kreativität. Wir öffnen und halten den Raum für eine prozesshafte Selbst- und Wir-Erfahrung durch Meditation und Kontemplation, eine Verkörperungsübung aus dem Social Presencing Theater, einem empathischen Dialog nach David Bohm, einer Transparenten Kommunikation nach Thomas Hübl und erlauben uns, ausgewählten Kunstwerken von Martina Höss u.a. auf eine gefühlte Art und Weise zu begegnen und über ein spontanes Journaling diese ästhetische Erfahrung in essentielle Worte zu fassen. Im Teilen dieser Erkundungen mit und durch eine kreative Arbeit, die etwas zum Klingen bringt, lauschen wir gemeinsam auf Resonanzen in uns und bemerken jenseits der Vielfalt etwas, das uns alle eint und verbindet. Wir erleben einen gehaltenen Forschungsraum, der eine magische Kraft ausstrahlt und uns staunend und sprachlos die Verbundenheit spüren lässt, offen und gegenwärtig.
Ein IAL setzt sich aus mehreren Modulen zusammen, um aus der ästhetischen Erfahrung und aus dem reflektierten Prozess einen vertieften Zugang zur bewussten Wahrnehmung des ausgewählten Kunstwerks und zu transpersonalem Sein zu öffnen. An der Quelle der Einsicht wird eine Aktualisierung unseres In-der-Welt-Seins möglich.
Ablauf:
Ankommen – Check-in – Meditation/Kontemplation – Körperübung – theoretischer Input/vertiefender Dialog – wahrnehmende Kunstbetrachtung/spontanes Journaling – generativer Dialog – Check-out
Dauer:
90 Minuten
Host und Facilitator:
Mit Ute Weber-Woisetschläger (Philosophin, Kunsthistorikerin, Gründerin Integral Art Lab Hub) und Martina Höss (integrale Künstlerin).
Die Künstlerin ist anwesend.
Martina Höss hat aus ihrem reichen Repertoire Bilder ausgewählt, die sie in Verbindung mit WÜRDE bringt.
„Im Jahr 2003, nachdem ich viele Farbschichten gemalt hatte, trat ich trat, um mir mein Bild anzusehen, als plötzlich das Bild verschwand auf einer weißen Leinwand und nur fließende Energie für mich sichtbar war. Dies war einer der Schlüsselmomente, die meine tiefe Begeisterung für Malerei“. (Martina Höss)
Seit 1997 hat Martina Höss in über 40 Einzel- und Gruppenausstellungen. Sie ist eine etablierte Künstlerin in Österreich und hat sich auf Heilkunst und Wandgestaltung spezialisiert.
Beitrag : € 18 zuzüglich.Bearbeitungsgebühr
Bezahlung, Registrierung, Zoom-Link via Eventbrite (bitte auf Eventbrite klicken)
Virtuelle Bildergalerie
Würde – Was ist das?
Ein aktuelles Gespräch über Würde mit Michael Beilmann findest du hier:
Jede Menge mehr Informationen gibt es hier:
Was hat uns schon Immanuel Kant zum Thema Würde mit auf den Weg gegeben?
Zur Definition der MENSCHENWÜRDE nach Kant:
„‚Würde‘ bezeichnet bei Kant (im Gegenzug gegen den „Preis“) den absoluten, niemals gegenrechenbaren Wert der Menschheit überhaupt, wie er in der
a) Existenz des einzelnen Menschen als eines zur Freiheit bestimmten Wesens,
b) seinen freiheitlich motivierten Handlungen (Zwecksetzungen) wie auch
c) anderen rational bestimmten Äußerungen insbesondere in Beziehung auf andere in Erscheinung tritt.
Die Würde des Menschen gebietet kategorisch (d.h. ohne Ausnahme oder Bedingung) „Achtung“ als Rahmen aller zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie ist dem einzelnen Menschen als Repräsentanten der Menschheit „angeboren“ (Akad.-Ausgabe 6, 420) und prinzipiell „unverlierbar“ (Akad.-Ausg. 6, 436). „Würde“ wird ihrem Träger nicht nach Art von sozialen Auszeichnungen, etwa des „Feudalwesen[s]“ (Akad.-Ausg. 7, 131), nur von außen beigelegt (zuerkannt). Ihr Grund liegt nicht in einer (auch kollektiven) „Wertentscheidung“, sondern in der universalen Verbindlichkeit ausnahmslos jedes Menschen, „die Würde der Menschheit“ nicht nach eigener Präferenz nur an einigen, sondern „an jedem anderen Menschen praktisch anzuerkennen“ (Akad.-Ausg. 6, 462).
Der eigentliche Kern der „Würde der Menschheit“ besteht zuletzt in der über die Phänomenalität hinausweisenden sittlichen Autonomie des Menschen, d.h. in der „Fähigkeit, allgemein gesetzgebend, obgleich mit dem Beding, eben dieser Gesetzgebung zugleich selbst unterworfen zu sein“ (Akad.-Ausg. 4, 440).“
WÜRDE und SELBSTWERT
Unsere Würde ist verletzlich, sagt der Philosoph Arnd Pollmann. Umso wichtiger sei es, schon als Kind ein positives Selbstbild zu entwickeln, so der Neurobiologe Gerald Hüther. Nur wer die eigene Würde schätze, schütze auch die der anderen.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – Artikel 1 unseres Grundgesetzes stellt die Menschenwürde unter besonderen Schutz. Nicht umsonst, sagt der Berliner Sozialphilosoph Arnd Pollmann, denn die Erfahrung zeige, dass Menschen überall auf der Welt ausgenutzt, erniedrigt, ausgebeutet oder instrumentalisiert werden.
„Die Würde des Menschen ist nämlich sehr wohl antastbar“, so Pollmann, „und damit etwas sehr Fragiles, etwas Verletzliches. Sie ist etwas, das es im Leben allererst auszubilden und dann auch selbstbewusst zu verteidigen gilt.“
WÜRDE als empfindliches Vermögen
Arnd Pollmann versteht „Würde“ nicht als eine unveränderliche Eigenschaft, die uns allen gleichermaßen von Geburt an gegeben ist, sondern als ein empfindliches Vermögen, ein Potenzial, das jeder Mensch sich zunächst einmal bewusst machen muss, um es dann nach und nach zu entwickeln und zur Reife zu bringen.
Darin stimmt Pollmann mit dem Göttinger Neurobiologen Gerald Hüther überein. Nach Hüthers Verständnis ist „Würde“ ein positives Selbstbild, das Menschen anhand ihrer Erfahrungen mit anderen entwickeln. Würde ist für Hüther das Gegenteil der Erfahrung, ausgenutzt zu werden:
„Das Schlimmste, was uns als Menschen auf der seelischen Ebene passieren kann, ist, dass wir von anderen wie Objekte behandelt werden: dass wir nicht gesehen werden, bevormundet werden, dass wir zum Objekt von Vorstellungen und Erwartungen, von Belehrungen und Bewertungen gemacht werden.“
SELBSTWERT als innerer Kompass
Aufmerksamkeit füreinander und ein respektvoller Umgang, der es jedem Menschen ermögliche, Würde zu entwickeln, sei deshalb ein zentraler gesellschaftlicher Auftrag, sagt auch Gerald Hüther.
„Jemand, der sich seiner eigenen Würde bewusst geworden ist, ist auch nicht mehr verführbar“, so Hüther. „Der weiß ja, was er will, der hat ein Kriterium, nach dem er das, was er tut, und was ihm im Leben von anderen widerfährt, sortieren kann. Das ist wie ein innerer Kompass, der einen Menschen im Leben führt und der dazu führt, dass er sich nicht wieder verliert, dass er bei sich bleibt: bei sich als gestaltendem Subjekt.“
Wissen, wer man ist, und wer man sein will – philosophisch betrachtet sei Würde der Ausdruck einer inneren Haltung, sagt Arnd Pollmann. Sie beruhe im Kern auf Selbstachtung: dem Gefühl, „ein gleichwertiger, gleichberechtigter Mensch zu sein und auch als ein solcher geachtet zu werden.“ Wenn man gelernt habe, sich selbst zu schätzen, bringe man diese Haltung auch anderen entgegen, so Pollmann: „Wer selbst Würde hat, wird sie anderen nicht nehmen wollen.“
Würde – Interview mit Prof. Dr. Gerald Hüther an der Langen Nacht der Philosophie Zürich